Kopparberg bis Strömsund

Nationalparks und Flatruet

Nach dem Aufenthalt am Orsasee (Entspannung, Wäsche waschen, Awenasa reinigen) zieht es uns wieder auf die Strasse. Wir wollen noch mehr von Schweden sehen. Jetzt sind wir in Mittelschweden angekommen. Liebliche Hügel und Landwirtschaftsgebiet, blaue Seen, hübsche Städtchen und Dörfer, bewaldete Berge, Nationalparks – wir wollen den Hamra und den Sånfjället besuchen – und die Fahrt auf Schwedens höchster, nicht asphaltierten Strasse, dem Flatruetvägen reizen uns sehr.

Hamra Nationalpark: Auf einer gut gewarteten, streckenweise von Lupinen gesäumten Naturstrasse geht es immer tiefer in den Nationalpark hinein, bis wir nach rund 5 km den kleinen, geschotteten Besucherparkplatz erreichen.

Wir haben gelesen, dass dieser ehemals kleinste Nationalpark Schwedens eines der beeindruckendsten Urwaldgebiete sei.

Inzwischen ist das Gebiet ausgeweitet und ein nachahmenswertes Informationszentrum mit Grillstellen gestaltet worden.

Wir parkieren auf dem kleinen Schotter-Besucherparkplatz. Über einen Holzpodestweg geht es zum Info-Zentrum. Wir lesen über die im Hamra Nationalpark beheimatete Tierwelt – auch Bären gibt es hier – und die Fauna. Es gibt verschieden lange Rundwanderungen, und wir entscheiden uns für eine der kürzeren Loops. Bald kommen wir zur alten hölzernen Nationalparkpforte, dann geht es über abwechslungsreiches Gebiet mit Wurzeln, toten Bäumen, filigranen Moosen und über Holzstege durch sumpfiges Gebiet zum Svansjön (See) mit einem Aussichtsturm und Picknickbank. Nach einer kurzen Rast spazieren wir den Loop weiter zum Info-Center und zu unserem Camper. Heute backen wir im Omnia-Outdoorbackofen eine Wähe. Bepackt mit Wähe und Tee machen wir uns auf zum Grillplatz. Kostenloses Holz liegt bereit, und so lodert schon bald ein Feuer. Dieses beschützt uns auch ein bisschen vor den zahlreichen Mücken.

Rastplatz beim Infocenter Hamra Nationalpark

Die wenigen Tagesgäste verlassen den Parkplatz nach und nach, und zuletzt stehen nur noch wir und ein anderes Wohnmobil für die Nacht. Über Nacht hat es angefangen zu regnen, und so fahren wir nach dem Frühstück weiter.

Sveg: Sveg liegt in der Region Herjedalen mit dem Werbeslogan: Härliga Härjedaalen“, was übersetzt schönes/herrliches Härjedalen heisst. Das Landschaftstier dieser Region ist der Bär, und so wurde ihm ein Ehrenplatz zugeteilt. Ein 13 Meter hoher Holzbär schmückt einen Kreisel. 2003 bis 2005 errichtet, und 80 Tonnen schwer, allein die 570’000 Nägel sollen 4 Tonnen wiegen. Der Kopf muss mittlerweile mit einem Gerüst gestützt werden, da er zu schwer wurde. Awenasa sieht sehr winzig aus daneben.

Der Bär von Sveg und Awenasa

Wir machen einen kurzen Abstecher im nahegelegenen Älvros mit der sehenswerten Gamla kyrka und dem Hembygdsgård mit historisch wertvollen Häusern. Leider sind die Gebäude wegen Corona nur von aussen anzuschauen.

Baden: Und noch etwas müssen wir erledigen: das tägliche Eintauchen in einen See oder Fluss. Wir halten Ausschau nach einem „Badeplats“-Schild und schon taucht Eitschpi ein. In Anbetracht des Regens verzichte ich Riteli drauf, von oben und unten nass ist nicht so meine erste Priorität. Ich bin diesbezüglich weniger ehrgeizig.
Normalerweise ist für Eitschpi das Bad die erste Tätigkeit am Morgen. Das kalte Wasser ist wunderbar belebend und stärkt das Immunsystem. Er wird dieses Ritual beibehalten, bis zum Ende der Reise. Und so suchen wir wo immer möglich einen Übernachtungsplatz am Wasser, was bezüglich der angriffigen Mücken jetzt im Sommer nicht immer optimal ist. Das Wasser wird je nördlicher wir kommen, umso kälter. Was wir jetzt noch nicht wissen und dann positiv überrascht werden: auch ganz im Norden gibt es wunderschöne Badestrände.

Sånfjället-Nationalpark: Das Wetter scheint in den nächsten Tagen nicht besser zu werden. Schade, hatten wir doch im Sinn gehabt, im 104 km2 grossen Sånfjället-Nationalpark (gegründet 1909 mit 27km2) ein paar Tage zu bleiben und zu wandern. Dort soll es, wie auch im Hamra Nationalpark, eine grössere Bärenpopulation geben. Die Bären in Schweden sind jedoch sehr scheu, und man trifft sie daher kaum an.
Tipp: Falls du sicher Bären sehen möchtest, wäre ein Besuch im Bärenpark bei Orsa eine Möglichkeit.

Unsere Recherche ergibt, dass es vier Zufahrten zum Sånfjället-Nationalpark gibt: Nyvallen (mit Touristeninfo), Nysätern, Dalsvallen und Valmen. Wir entscheiden uns für Nysätern und parkieren auf dem Wanderparkplatz. Etwas oberhalb des Parkplatzes soll es einen Berghof geben, und so sitzen wir schon bald inmitten einer schwedischen Wandergruppe mit Tourguide in der Stube des Berghofs. Wir verstehen kein Wort, es ist gemütlich, wir trinken Kaffee und gönnen uns eine süsse Hausspezialität. Zurück auf dem Wanderparkplatz mit Feuerstelle und gratis Brennholz informieren wir uns über die Wanderwege. Wir sehen, dass der Marsch ins Zentrum des Nationalparks relativ weit ist, und wir müssten den gleichen Weg wieder zurück. Wegen der Wettervorhersage wird es sowieso nicht möglich sein, Tageswanderungen zu machen. Der Sånfjället Nationalpark kommt daher auf unsere „nicht erreicht“ Liste für einen nächsten Schwedenbesuch.
Infos zum Sonfjällets Nationalpark findest du hier: https://www.sverigesnationalparker.se/de/nationalpark-wahlen/sonfjallet-nationalpark/

Funäsdalen: Wir verlassen das Hochplateau und fahren durch abwechslungsreiche Landschaft zurück nach Hede und talaufwärts Richtung norwegische Grenze. In Funäsdalen besuchen wir das 1999 gebaute Härjedalens Fjällmuseum. Wir werden total überrascht vom Umfang der Sammlung, wie auch von der Qualität der Ausstellung. Das Museum greift auf die umfangreiche Sammlung des 1894 gegründeten Heimatmuseums zurück und widmet sich dem Leben der Sami, Bauern und Bergleute in Härjedalen. Das Härjedalens Fjällmuseum wurde 2001 als „Europas Museum des Jahres 2001“ gekrönt. Sehr empfehlenswerte und überraschende Ausstellung, auch für Besuche mit Kindern.

Viele Geschäfte sind geschlossen, hier ist klar Wintersport das Thema. Die Schneetöffs stehen ja schon bereit! Wir finden ein schmuckes Café mit supernetter Bedienung, feinem Kaffee (wie überall kostenloses Nachfüllen) und einer schönen Auswahl an Gebäck. Wir haben noch etwas Zeit, wir wollen anschliessend nur noch zum Flatruet und dort übernachten.

unberührte Natur

Flatruet – über die höchstgelegenste Naturstrasse Schwedens. Dieser Übergang mit dem höchsten Punkt auf 945 m ist nicht das ganze Jahr offen. Wir haben garstiges Wetter mit Regen- und Schneefall, die Naturstrasse ist jedoch gut befahrbar. Die Vegetation ändert – es wird karger und karger, und der kalte Wind wird immer heftiger. Nebst uns sind noch ein paar schwedische Camper hier oben, jedoch ist kaum eine Menschenseele zu sehen. Nur diejenigen, die schnell mit dem Hund raus müssen. Auch wir verziehen uns in unseren Camper und kochen etwas Feines. Da wir bei Freistehen keine Heizung haben, sind wir froh, dass die Gasflamme bis nach dem Essen etwas Wärme abgibt. Nachher, unter der Decke ist uns die Kälte egal.

Übernachtung auf dem Plateau auf 945 M.ü.M.

Flatruet bis Asarna: Wir fahren die Strasse auf der anderen Seite wieder runter. Auf dieser Seite geht die Naturstrasse schon bald über in teilweise asphaltierte Strasse über, vor allem vor und nach den Brücken. Unten in Ljungdalen angekommen, fahren wir das Tal auswärts, entlang von Seen und dem Fluss Ljungan. Die unzähligen Wegweiser auf Angelplätze lassen keinen Zweifel daran, das Tal ist ein Eldorado für Fischer. Zum Fischen braucht es eine Lizenz oder Genehmigung (ausser an den grössten, bezeichneten Seen), die man an den Angelplätzen über einen QR-Code und mittels Mobiler Zahlungsmöglichkeit lösen kann. Wir finden natürlich auch wieder einen „Badplats“ für Eitschpi.

Dann eine Hinweistafel zu einem Wikingergrab. Kurzentschlossen biegen wir ab auf die Naturstrasse, parkieren unser Fahrzeug und folgen ca. 10 Minuten den Wegweisern „Krankmårten högen“. Wir lesen später, dass die Grabstätte aus der Eisenzeit (200 v. Chr. bis 200 n. Chr.) stammt und 1964 ausgegraben und restauriert wurde.
Gemäss Eintrag in Wikipedia ist noch vieles unbekannt. https://sv.wikipedia.org/wiki/Krankmårtenhögen

Östersund: Wir sind jetzt wieder in der Zivilisation. Auf der E45 fahren wir nordwärts und steuern den Storsjö an. In diesem See soll es das Ungeheuer Storsjöedjuret, analog dem Nessie in Schottland geben. Mal schauen, ob wir es finden? Wir fahren auf einen Campingplatz in Frösön, mit Aussicht auf den See und die Stadt Östersund. Wieder kommt starker Wind und Regen auf. Wir planen darum für den nächsten Tag, nach Östersund zu fahren. Zuerst schlendern wir kurz durch die Einkaufsstrasse mit originell eingerichteten Cafés und kleinen Shops. Danach folgen wir den Hinweistafeln „Jamtli“, vorbei am prächtigen Backstein-Rathaus und steuern den Parkplatz beim Jamtli Historieland an. Das Freilichtmuseum mit 60 Gebäuden aus dem 18./19. Jahrhundert ist coronabedingt/wegen ausbleibenden Touristen geschlossen, das Museum im Hauptgebäude, das Jämtlands läns museum ist jedoch offen. Ein Audioguide führt durch die interessante Ausstellung auf 3 Etagen.
Für Infos zum Museum besuche: https://www.jamtli.com/en/

Sicht vom Frösön Campingplatz auf den Storsjön

Die Gegend gefällt uns sehr gut und so fahren wir bei besserem Wetter nochmals südwärts dem Storsjön entlang zum Aussichtspunkt Hover Berget. Die Gegend ist sehr ländlich, und so freuen wir uns über das Hinweisschild „Sommarcafé“. Oft führten solche Schilder bis jetzt ins Leere, wahrscheinlich auch wieder coronabedingt wegen zu wenig Touristen. Doch diesmal haben wir Glück! Sehr gut ausgeschildert landen wir bei einem Sommercafé in Hara, direkt am See. Das Gebäude mit Terrasse und Umschwung mit Badestrand gehöre der Gemeinde, erzählen uns die zwei anwesenden Frauen. Familien aus dem Dorf würden dieses Café jeweils abwechselnd eine Woche lang führen und Besucher bewirten. Sie backen und kochen mit Liebe ihre Familienrezepte und bewirten die Gäste auf eigene Rechnung. Eine super Idee, finden wir. Übrigens, das ist das erste Mal, dass wir nicht mit Karte bezahlen können, nur Swish (sehr verbreitete mobile Zahlung analog Twint in der Schweiz) oder bar. Gut haben wir noch ein paar Euros dabei, und wir nehmen uns vor, am nächsten Bancomaten nun endlich Schwedische Kronen beziehen.

Hoverberg: Wir fahren über Land und auch bald schon kurvig aufwärts auf den 520 m hohen Hoverberg. Vom Parkplatz geht es nur noch ein paar Schritte, und dort steht der Aussichtsturm. Wieder wird das schwedische Nessie, das Storsjöedjuret gross beworben. Wir steigen auf dem Turm und geniessen die Aussicht. Von Storsjedjuret keine Spur …

Kanu-/Kajakfahren: Auf unserem Weg nach Strömsund werden wir noch eine Übernachtung etwas nördlich von Östersund machen. Wir haben einen Campingplatz in Lit gegoogelt, wo man Kanu- und Kajakfahren kann. Die beiden Flüsse Härkan und Indalsälven fliessen dort zusammen. Ideal, müsste man meinen. Leider ist die Vermietung dann geschlossen, und so geht es am nächsten Tag langsam über Nebenstrassen und durch Wälder nordwärts weiter.

Wir sind mit dem Glauben nach Schweden gefahren, dass es in diesem Land mit den unzähligen Gewässern ein Leichtes sein würde, ein aufblasbares Kajak zu kaufen. Wir wurden jedoch enttäuscht. In keinem der Orte wurden Kajaks angeboten. (Die grösseren Städte und Shopping Malls besuchten wir jedoch wegen Corona nicht). Wenn wir Schweden mit Kajak sahen, waren dies die massiven (Schweden haben halt viel mehr Platz), nur einmal haben wir ein aufblasbares gesehen. Der Besitzer sagte und, dass er dieses über Internet bestellt hätte mit rund 6 Wochen Wartezeit. Also Projekt Kajak-Kauf eingestellt, und bei einem nächsten Besuch würden wir diese aus der Schweiz mitnehmen.

Strömsund: Stellplatz oder Campingplatz? Wir wählen den komfortablen Campingplatz. Morgen werden wir unsere Vorräte und Wasser auffüllen, bevor wir den Vildmarksvägen (Wildnissroute) in Angriff nehmen.

Die nächste Etappe ist der 340 km lange Vildmarksvägen durch das Fjäll in Jämtland und Lappland.

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