Vildmarksvägen

Passstrasse zur Hochebene Stekenjokk

Der Vildmarksvägen – in Deutsch „Wildnissstrasse“ – ist eine Ringstrasse ab Strömsund in Jämtland bis an die norwegische Grenze, über das Stekenjokk in Lappland und weiter bis Vilhelmina, Dorotea und zurück bis Strömsund.

Im touristischen Magazin „Der Vildmarksvägen“ werden zahlreiche Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten angepriesen. Auch bieten Tourenanbieter Ihre Dienste an.

Strömsund: In Strömsund füllen wir unseren Proviant und Wasser auf. Es gibt hier auch einen Liquor Shop mit Bier und Wein. Nun sind wir für alle Eventualitäten gewappnet.
Wir spazieren zum Ströms Heimatmuseum – leider wegen Corona geschlossen. Wenigstens steht uns der Riese Jorm aus dem Film Dunderklumpen für ein Fotoshooting zur Verfügung.

Vildmarksvägen: Nach zwei Tagen Strömsund starten wir den Vildmarksvägen Richtung Gäddede. Wir fahren an spiegelglatten Seen vorbei und machen Pause an einem wunderschönen Naturcamp. Auch zum Übernachten finden wir ein hübsches Plätzchen abseits der Strasse und direkt am See. Das Morgenbad ist gerettet!

Hällingsåfallet: Heute wollen wir zu den Hällingså Wasserfällen. Meist sind ja Wasserfälle für uns Schweizer nicht so spektakulär. Lassen wir uns überraschen. Wir fahren zuerst nach Gäddede und von dort zum Hällingsåfallet. Auf dieser Route sei die Naturpiste kürzer. Wir fahren durch üppige Vegetation und entlang von Seen und steuern den Wanderparkplatz bei den Fällen an. Verschieden lange Wanderungen bis runter in den 800 Meter langen Canyon stehen zur Auswahl. Wir gehen den kurzen Weg Richtung „Grosses Rauschen“ und müssen die Kamera zücken. Die Sonne malt traumhafte Regenbögen in den Sprühnebel. Mit Getöse stürzen die Wassermassen 45 m hinunter in den Canyon.

Ankarede: Wir fahren heute weiter nach Ankarede, ein Kirchendorf und Kultort der Samen. Wir übernachten auf dem Parkplatz (Stellplatz mit Strom; Anmeldung und Bezahlung im Café) und wollen morgen diese Samische Kultstätte anschauen.

Nach Eitschpi’s Morgenbad und dem Frühstück-Turnus spazieren wir zum Info-Café. Dieses wird eben geöffnet, und wir werden wieder sehr freundlich empfangen. Das Café ist wie ein Wohnzimmer eingerichtet, mit zahlreichen Familienfotos und antiken Gegenständen. So gemütlich, und wir trinken darum zuerst einen Kaffee. Die Kyrkstad Ankarede gehört zu den kleineren Kirchstädten Schwedens. Wir fragen uns, warum die christliche Kirche an einem Samischen Kultort steht. Wir erhalten kompetente Antwort: Diese sei erst viel später gebaut worden, erklärt uns die Dame im Info-Café. Nebst Kirche und den 10 Stugors (Wohnhütten) stehen dort auch noch ca. 30 traditionelle Samenhütten, die Kotas. Letztere seien örtlich etwas getrennt, werden wir informiert, und dies weise darauf hin, dass die Christianisierung der Sami, resp. die Verschmelzung zwischen Schweden und Sami nicht stattgefunden hat. Mit diesen Hintergrundinformationen ist die Besichtigung des Kirchendorfs noch interessanter.

Ankarede bis Stekenjokk: Wir bleiben nochmals eine Nacht in Ankarede, und wollen morgen früh losfahren. Denn die heutige Tagesetappe führt uns durch geologisch interessante Gebiete und lädt zu Aktivitäten ein. Wir entscheiden uns für eine rund 6 km lange Wanderung im Bjurälven Naturreservat. Durch Wald und über Bretterwege in Moorgebiet erreichen wir eine Schutzhütte am Lillälven. Von hier gäbe es noch einen 3-km-Rundweg, der über ein aufwändiges Treppensystem durch ein geologisch einmaliges Karstgebiet führt. Der Regen hat eingesetzt und wird stärker. Wir starten deshalb den Rückzug zum Parkplatz.
Hinweis für geologisch Interessierte: Das Naturreservat Bjurälven ging 2014 als Sieger aus dem Wettbewerb „Geologisches Erbe“ hervor. Die unterirdischen Formationen und hohen Gipfel erkundest du am besten mit professioneller Führung, z.B. mit https://vilseledaren.se/home/?lang=en

Stekenjokk: Nun kommen wir auf die Strecke des Vildmarksvägen, die nur im Sommer (Mitte Juni bis Mitte Oktober) befahrbar ist. Unser Ziel: Stekenjokk, 876 M.ü.M. Die Vegetation wird karger und unwirtlich. Bald sehen wir erste Schneefelder – im Juni habe es hier noch 6 Meter Schnee gehabt. Auf dem Plateau stehen bereits rund 15 Wohnmobile – die erste Reihe ist besetzt. Wir parkieren, erkunden noch etwas die Umgebung und spähen nach Rentieren. Diese lassen sich jedoch nicht blicken, wahrscheinlich zu viele Menschen. Die Szenerie ist eindrücklich auf dieser Hochebene. Und es sind ja nur 876 M.ü.M.

Klimpfjäll: Am Morgen verlassen wir die Hochebene und die Vegetation ändert sich schlagartig. In Klimpfjäll weist ein Schild beim gleichnamigen Hotel auf ein Frühstück hin. Wunderbar, da kehren wir ein. Das Frühstück ist fein, die Bedienung eher unfreundlich. Sie haben es wirklich auch nicht leicht, die Schweden. Obwohl eigentlich kein Corona Shut down angeordnet ist, leiden die touristischen Einrichtungen sehr unter den fehlenden Besuchern. Es ist traurig.

Fatomakke: Wir besuchen die schmucke Kyrkstad, auch dies ein Samischer Kultort mit Kirche, Stugans und Kotas aus dem 18. Jahrhundert. Der Platz selber wurde bereits in der Steinzeit als Versammlungsort genutzt. Die Infotafeln sind in der Regel in Schwedisch (die Worte ähneln geschrieben tlw. dem Deutsch) mit englischer Zusammenfassung.

Trappstegsforsen: Angekündigt durch die braunen „Sehenswürdigkeiten“-Schilder sehen wir nach ein paar Kilometern zu unserer Linken den mehrere hundert Meter langen Treppenstufenwasserfall. Der Name passt wirklich gut. Natürlich stoppen wir hier für ein paar Fotos und es soll auch ein Café haben.

Trappstegsforsen

Vilhelmina: Das Café ist uns zu voll, und so fahren wir die letzte Etappe bis Vilhelmina, wo wir auf dem Kolgarden Stugby & Camping in Lövliden ein paar Tage bleiben möchten. Die Sonne soll scheinen, und das wäre wunderbar nach den letzten doch recht kühlen Tagen in der Wildnis. Auch müssen wir Wäsche machen, und Eitschpi will Awenasa wieder reinigen und polieren, damit sie wieder schön rot glänzt! Zwischendurch fahren wir mit den Bikes nach Vilhelmina. Die Route führt über einen ganz neu angelegten und frisch gekiesten Radweg durch Wald und Blumenwiesen. Unser Ziel ist, nebst etwas aktiv zu sein, das Café Stenmans in Vilhelmina. Dort gibt es echten italienischen Double-Espresso und eine grosse Auswahl an süssen Köstlichkeiten. Das ist doch eine Fahrt wert!

In der nächsten Etappe geht es weiter nordwärts. Und wir haben vor, die Grenze nach Norwegen zu überqueren.

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