Die Kirchstadt – Kyrkstad

Traditionelle nordskandinavische Kirchstädte

Auf unserer Mobilhome-Reise durch Nordschweden sind wir immer wieder auf Hinweisetafeln mit der Aufschrift „Gammelstad“ oder „Kyrkstad“ gestossen. Auch haben uns schwedische Touristen empfohlen, die Kirchstadt „Gammelstad“ bei Lulea zu besuchen.

Von Schwedens insgesamt 71 Kirchstädten existieren heute nur noch 16. Einige von ihnen haben wir besucht, kleinere und auch die grösste: Gammelstad (Altstadt-Luleå) mit 405 sehr gut erhaltenen Häuschen, welche 1996 von UNESCO als Weltkulturerbe aufgenommen worden ist.

Warum gibt es Kirchstädte und Kirchdörfer?

Die Kirchstadt ist vermutlich das Resultat mehrerer Faktoren: die geografisch grossen Entfernungen, der Bedarf der Kaufleute an Lager- und Übernachtungsmöglichkeiten am Handelsplatz, die Kirchställe und nicht zuletzt die Pflicht der Bevölkerung, die Kirche regelmässig zu besuchen.

Für weiter entfernt wohnende Kirchgänger war es schwer, innerhalb eines Tages in die Kirche und wieder nach Hause zu fahren. Die Kirchstadt war der natürliche Treffpunkt für alle Kirchengemeindebewohner. Hier strömte man zusammen, um Gottesdiensten beizuwohnen, Märkte und Gerichtsverhandlungen zu besuchen, aber auch um Freunde und Bekannte aus anderen Dörfern zu treffen.

Wann wurden diese erbaut?

Gemäss älteren Dokumenten geht die Bauzeit auf das späte 15. bis Mitte des 16. Jahrhunderts zurück. Die teilweise unregelmässige Platzierung der Häuschen zeigt, dass diese „nach Bedarf“ gebaut wurden. Die ersten Häuschen baute man an der Einfallstrasse des Dorfes zur Kirche. Danach wurden die Zwischenräume bebaut, und so entstanden – vor allem in grösseren Siedlungen – die engen Gässchen zwischen den Häuschen. Stehen in einem Kirchdorf keine Koten sondern nur Häuschen, weist dies darauf hin, dass die Samen hier nicht miteingezogen waren.

Wie werden die Kirchstädte heute bewohnt und genutzt?

Die Häuschen sind auch heute noch in Familienbesitz, und die Familien organisieren unter sich, wer wann dort wohnt oder zu Besuch geht.
In Gammelstad (UNESCO Weltkulturerbe) ist eine einmalige Mischung von Kirchstadt für das „Feiertagswohnen“ und Kirchdorf für die festansässigen Einwohner entstanden.

Diese kleineren und grösseren Kirchendörfer haben wir besucht

Ankarede

über 30 Koten, 5 Speicher und ein Dutzend Kirchenhütten

Fatmomakke

über 80 Koten und Stelzenspeicher sowie einige Kirchenhütten; Reichsinteresse

Gammelstad – Luleå

Gammelstad in der Nähe von Lulea ist die grösste noch sehr gut erhaltene Kirchstadt und wurde 1996 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Es bestand um 1817 aus 484 Kirchenhütten, 359 Pferdeställen und anderen Gebäuden. Interessant: Diese(r) Kirchstadt/Handelsplatz hatte früher Meeranstoss, heute liegt das Wasser wegen der Landanhebung (vgl. Beschreibung Hohe Küsten #Hoga-Kusten) etwa 1 Kilometer entfernt.
Von Juni bis August werden täglich Führungen in der Kyrkstad angeboten. Hier findest du detaillierte Angaben in Englisch: https://www.visitgammelstad.se/en/

Öjebyn Kyrkstad

auch Piteå Gammelstad genannt, über 150 Kirchenhütten; Reichsinteresse. Hier findest du mehr Infos (in Schwedisch; einfach mit dem Google Translator zu übersetzen): https://piteamuseum.nu/kulturmiljoer/kyrkor-och-kyrkstader/kyrkstaden-ojebyn-2/